„Schwarzhörern" empfiehlt STEREO
monatlich die besten Schallplatten
des „Schwarzmarktes"
Christopher Cross
THE CAFÉ CARLYLE SESSIONS
EatMusic/Edel 2 LPs, erhältlich bei vinylkatalog.de
C h r i s t o p h e r C r o s s
T ili CAl I C a m m i S lt t lr
Seine Sessions
20 0 8
in Beglei-
tung einer Jazz-Combo im intimen
Rahmen des New Yorker Carlyle
Hotels waren Christopher Cross’
Auslöser für dieses Album, hier als
Doppel-LP dargeboten. Seine Hits
erscheinen folglich in soft ange-
jazztem Gewand, was durchaus
seinen Charme hat. Dass dabei die
Originale in Jazz-Manier zerlegt
und womöglich stilistisch zu einer
hitzigen Melange transformiert
werden, sollte man nicht erwarten.
Cross-Hits wie „Sailing“, „Arthur’s
Theme“ oder „Ride Like The Wind“
erscheinen bis auf ein paar gewag-
tere Saxophon-Intermezzi in braver,
gepflegter Fasson, was die Anhän-
ger des amerikanischen Schmuse-
barden allerdings freuen dürfte.
Gleichwohl entsteht ein fein swin-
gender Teppich mit einem Schuss
Lounge-Atmosphäre obendrüber,
was nicht nur bei „Driftin’ Away“
ausgesprochen verführerisch ist.
Die Studioproduktion gelang
sehr sauber und setzt eher fein- als
grobdynamische Akzente. Unsere
Scheiben liefen total störungsfrei,
ohne Unwucht oder den geringsten
Höhenschlag. Nicht das kleinste
Nebengeräusch beeinträchtigte
den Genuss. Da könnte man gleich
die CD hören, oder?
Matthias Böde
Status Quo
AQUOSTIC - STRIPPED BARE
Ear Music/Edel 2 LPs, dacapo-records.de
Ich gebe es zu: Status Quo und
seine Hauptprotagonisten Rick
Parfitt und Francis Rossi stehen
für mich eher für „Schrammel- und
Gute-Laune-Musik“ , den Drang,
eine Platte zu erwerben, habe ich
nie verspürt. Andererseits haben
Stücke wie „Whatever You Want“
oder „Rockin’ All Over The World“
auf Parties enormes Stimmungs-
potenzial.
Und so war ich dann doch be-
glückt, vorliegende Doppel-LP zu
rezensieren. Dass die altgedienten
Barden sich pudelnackt ablichten
ließen - gottlob von ihren Gitarren
hinreichend bedeckt -, sei dem
Akustik-Konzept geschuldet. Ge-
schenkt, denn dies ist es letztlich
auch, was das Album zu etwas
Besonderem macht. Das solide,
unverstärkte Handwerk erzeugt
Atmosphäre, Intimität und die
Spur von Ernsthaftigkeit, die der
Spaßtruppe für meinen Geschmack
mitunter fehlte. Und Spaß hatten
sie trotzdem bei den Studio-Ses-
sions, wie man hört. Klanglich ist
das Ganze sehr gut eingefangen,
zudem sind die beiden Scheiben
aus schwerem Vinyl gut zentriert
und plan.
Tom Frantzen
M arty Stuart
TEMPTED
Bear Family LP, erhältlich bei dacapo-records.de
Als nach den LPs von Dwight Yoa-
kam auf einmal auch die von Marty
Stuart
19 9 1
unter den Pop-Best-
sellern in „Billboard“ auftauchten,
zeigte dies, dass die Fraktion der
Country-Neotraditionalisten offen-
bar Zuhörer für sich hatte gewinnen
können, die sich für derlei „hard
rockin’ hillbilly music“ (O-Ton Stu-
art in den Liner Notes zu „Temp-
ted“) erwärmen konnten. Für die
Aufnahmen verwendete man jetzt
Digital-Maschinen von
3
M, JVC und
Mitsubishi, neben eigenen Songs
spielte man ganz alte von Johnny
Cash, Hank Williams oder Bill Mon-
NEUES AUF VINYL
roe. Und wenn von nachgeborenen
Meistern, dann von Joe Ely oder
Neil Young.
Eigentlich galt Marty Stuart
lange als Spezialist an der Man-
doline, weil ein Zögling der Blue-
grass-Schule von Lester Flatt/Earl
Scruggs. Trotzdem war für ihn dann
„Going Back To The Country“ aus
der Feder von Neil Young so aktuel-
les Liedgut wie Honky Tonk-Klassik
der
5
oer-Jahre. Während der fünf
Jahre mit Johnny Cashs Band auf
Tournee hatte er dem Meister zwei-
fellos ein paar Tricks abgeschaut.
Aber am Ende waren es unter
anderem die von Paul Kennerly
(jahrelang zuvor wichtiger Songlie-
ferant für Emmylou Harris) maßge-
schneiderten Ohrwürmer, die seine
Solokarriere steil abheben ließen.
Auf den beiden ersten LPs für
MCA, die Bear Family jetzt wieder-
veröffentlichte, basiert bis heute
sein Ruf als Hüter der besten
Hillbilly-Traditionen. Für die Über-
spielung war Hans-Jörg Mauksch
(Pauler Acoustics) verantwortlich.
Was die Fertigungsqualität angeht,
wird man viel bessere Pressungen
heute kaum mehr finden.
Franz Schöler
Led Zeppelin
LED ZEPPELIN IV,
HOUSES OF THE HOLY
Atlantic, je 2 LPs, erhältlich bei vinylkatalog.de
Auch die zweite Charge von Led
Zeppelin-Alben erscheint nicht nur
als Doppel-CD (siehe Oldies-Teil),
sondern auch als Doppel-LP in
großzügigem
Format
und
mit
ausklappbarem Cover. Auf der
ersten Platte findet man jeweils
das Originalalbum, auf der zwei-
ten Rohfassungen der bekannten
Songs, die zweifellos interessant
sind, handelt es sich doch im Fall
von „Led Zeppeling IV“ um zeit-
lose Klassiker wie „Stairway To
Heaven“, „Black Dog“ oder „Rock
And Roll“ („Houses Of The Holy“
beinhaltet weniger häufig gehörte
Stücke). In beiden Fällen führen
die Alternativversionen zumindest
hartgesottene Fans auf eine inte-
ressante Entdeckungsreise.
Klang und Pressung der schwe-
ren, aber nicht marketingwirksam
als
180
-Gramm-Pressung angeprie-
senen Platten sind gut, öffnen aber
keine Tore zu ungeahnten musika-
lisch-klanglichen Wahrnehmungen.
Die „Houses“-Pressung hatte ein
paar Knackser, die erst nach einer
Plattenwäsche
verschwanden.
Fazit: Wer seine Sammlung kom-
plettieren möchte, nur über abge-
wetzte Altpressungen verfügt oder
neugierig auf Alternativfassungen
ist darf zuschlagen - muss aber
nicht.
Michael Lang
Robert Schumann
KREISLERIANA
Vladimir Horowitz
Columbia/Speakers Corner LP, vinylkatalog.de
Mit seiner „Kreisleriana“ erschuf
Robert Schumann ein musikali-
sches Psychogramm von Kreisler,
dieser fiktiven Musikerfigur des
Schriftstellers E.T.A. Hoffmann.
Wohl kein anderer Pianist hat
dessen
exzentrischen, wilden,
geistreichen Charakter so überwäl-
tigend ausgeleuchtet wie Vladimir
Horowitz, der wie so oft auch mit
virtuos-wuchtigen
Bassoktaven
glänzt. Aufnahmequalität und Pres-
sung sind nicht auf dieser Höhe.
Das Klavier könnte klangfarblich
noch sauberer und körperhafter
tönen, mit Rauschen und gele-
gentlichem Knistern muss man bei
der ansonsten soliden Pressung
leben.
Andreas Kunz
STEREO 1/2015 131
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